An diesem frostigen Samstagnachmittag führte uns unser Weg in den Garten von Marius, einem neuen Mitglied unseres Vereins. Was uns erwartete, war eine Begegnung mit einem Feind unserer Steinobstbäume: dem Gummifluss.
Marius' Aprikosenbaum stand da wie ein verwundeter Krieger, aus seinen Ästen quoll eine zähflüssige, bernsteinfarbene Masse - ein untrügliches Zeichen für die Gummifluss-Infektion. Diese Krankheit, die den Saftstrom unterbricht, ist ein ernstzunehmende Gefahr für den Fortbestand des Baumes.
Mit schwerem Herzen mussten wir Marius die bittere Wahrheit offenbaren: Der einzige Weg zur Rettung führte über das Entfernen der erkrankten Äste unterhalb der Ausflussstellen. Marius' Gesicht spiegelte den inneren Kampf wider, als wir zur Schere griffen. Doch es musste sein - zu gross war die Gefahr, dass der Gummifluss die Leitungsbahnen verstopfen und den ganzen Baum zum Absterben bringen könnte.
Während wir arbeiteten, wurde deutlich, wie wichtig fachkundige Pflege ist. Gartenbesitzer neigen oft dazu, zu zaghaft zu schneiden und zu viel Holz stehen zu lassen.
Unser nächstes Objekt war ein majestätischer Zwetschgenbaum, der Jahre der falschen Schnittkunst hinter sich hatte. Mit Präzision und Ausdauer brachten wir ihn in eine Form, die in den kommenden Jahren weiter verfeinert werden muss. Es war ein Lehrstück in Sachen Geduld und Weitblick in der Obstbaumpflege.
Zum Abschluss widmeten wir uns noch einem Apfel- und einem Birnenbaum, die als Spaliere gezogen wurden. Das fehlende Gerüst erschwerte ihre Pflege erheblich und zeigte einmal mehr, wie wichtig die richtige Vorbereitung und Planung im Obstbau ist.
Nach über zwei Stunden intensiver Arbeit in der beissenden Kälte wärmten wir uns mit heissem Kaffee und Gebäck, das Marius bereitgestellt hatte. Die heftige Bise erinnerte uns daran, dass der Winter noch nicht ganz vorbei ist.
Dieser Nachmittag war mehr als nur ein Arbeitseinsatz. Er war eine eindringliche Lektion über die Herausforderungen des Obstbaus, die Wichtigkeit rechtzeitiger und fachgerechter Pflege und die Notwendigkeit, manchmal harte Entscheidungen zu treffen, um langfristig Erfolg zu haben. Mit diesem neu gewonnenen Wissen und der Erfahrung im Gepäck verabschiedeten wir uns von Marius, dankbar für die Gelegenheit, gemeinsam zu lernen und zu wachsen - ganz wie die Bäume, die wir pflegen.